Von Kette zu Riemen – so geht's!
Jahrelang hat es mich genervt, ständig die Kette zu pflegen bzw. zu wechseln, nach einer Regenfahrt die Kette neu einzufetten, den ganzen Siff immer wieder wegzuputzen, und ich beschloss, meine LTD 440 von Ketten- auf Riemenantrieb umzubauen.

In meiner Euphorie glaubte ich, dass es damit getan ist, wenn ich einfach den kompletten Kettenkram durch die Riementeile ersetze. Aber so einfach war es letztlich nicht: Der Riemenpulley passte zwar auf die Antriebswelle, aber leider passte danach die Kupplungsstange nicht mehr in das Loch, das vom Pulley teilweise verdeckt wurde :-(
Mit anderen Worten: Ich musste zusätzlich auch noch die Kupplungsbetätigung von der linken Seite auf die Rechte Seite verlegen.
Das bedeutete, erstmal weitere benötigte Teile über eBay zu ersteigern bzw. über Kontakte im LTD440-Forum zu ergattern.

Als ich dann glaubte, alles beisammen zu haben, begann ich mit dem Umbau. Stück für Stück, wie nachstehend dokumentiert. Als letztes waren Kupplungsstange und Kugellager dran ... tja, und da hat's mich dann am Ende doch kalt erwischt: Das Kugellager passte nicht in die Aussparung im Deckel vom Kupplungskorb und die Stange passte nicht durch das Loch. Eine Woche Warten war angesagt, bis endlich der letzte Handgriff getan werden konnte und ich endlich ohne Kette fahren konnte.

Die Mühe war es jedenfalls wert.

Und damit nachfolgende Generationen es etwas einfacher haben, nachfolgend die einzelnen Schritte mit Bildern. Die Liste mit den benötigten Teilen steht ganz am Ende.

Der alte Zustand auf der linken Seite mit dem Seitendeckel für die Kupplungsbetätigung links und dem Kettenschutz innen.

Dieser Seitendeckel muss nicht unbedingt ausgetauscht werden, aber die Klappe mit den zwei Schrauben ist nach dem Umbau überflüssig und der Kettenschutz muss auch abgeschraubt werden.

Hinter dem Deckel sieht es ziemlich versifft aus durch das Kettenfett.

Der Pfeil zeigt die Kupplungsstange, die entfernt werden muss.

Ritzel entfernen ... und dann erstmal alles putzen. Der ganze Schmodder, den die Kette hinterlassen hat, muss weg, denn danach kommt nie wieder Kettenfett an die Teile.
Als nächstes Hinterrad samt Schwinge ausbauen.

Wichtig: Du brauchst auch eine andere Schwinge samt "Kettenschutz", denn der Riemen braucht mehr Platz als die Kette!

Dort, wo die Kupplungsstange war, ist noch ein Stopfen mit einem Loch. Sprengring entfernen, alten Stopfen rausprokeln (sitzt ziemlich fest) und den neuen, geschlossenen Stopfen reinstecken. Der muss richtig tief reingedrückt werden, denn der Sprengring muss wieder davor passen.

(Das gilt natürlich nur für LDTs mit Kupplungsbetätigug links)

So, jetzt fängt der produktive Teil an:

Pulley aufschrauben.

Wichtig:

Riemen vorher drüberlegen, weil für das nachträgliche Auflegen nicht genug Spielraum ist.

Und nicht vergessen, das Blech hinter der Befestigungsschraube wieder umzubiegen.

Kettenrad abschrauben, Felge putzen (dauert!) und Riemenrad anbauen.
Neue Schwinge einbauen, Hinterrad rein, Riemen spannen, neuen Seitendeckel drauf, und fertig ist – vorausgesetzt, man hat eine LTD mit Kupplungsbetätigung auf der rechten Seite.

Wer - so wie ich - bisher die Kupplungsbetätigung links hat, muss jetzt leider noch ein wenig arbeiten. Man kann die LTD zwar auch ohne zu kuppeln schalten, aber ob das auf Dauer gut geht, weiß ich nicht.

Aber jetzt erstmal ein gepflegtes Bier :-)

Natürlich Einbecker.

Der rechte Seitendeckel muss ab.

Vorher Fußraste abschrauben, weil man sonst nicht an die dahinter liegende Schraube kommt.

Wenn nicht allzu viel Öl im Motor ist, reicht es, das Mopped auf den Seitenständer zu stellen.

Aber erst wieder auf den Hauptständer stellen, wenn der Seitendeckel richtig angeschraubt ist.

Übrigens eine gute Gelegenheit, die Schrauben durch Edelstahl-Inbus auszutauschen.

So sieht's dahinter aus. Der Deckel vom Kupplungskorbist abgeschraubt, denn der muss nämlich auch ausgetauscht werden, weil das Kugellager und die Kupplungsstange da nicht reinpassen.

Achtung: In dem Loch befindet sich eine Kugel, die muss vorher – am besten mit einem magnetischen Schraubenzieher – rausgeholt werden, weil sonst die Stange nicht reinpasst.

Kupplungsstange und Kugellager einbauen, Deckel wieder aufschrauben und dabei die Schrauben nicht überdrehen!

Den neuen Seitendeckel (wegen der Kupplungsbetätigung) drauf und die Schrauben gut festziehen, damit kein Öl ausläuft.

Den neuen Kupplungszug einbauen und justieren.

Für alle, die sich über den geteilten Kupplungszug wundern: Bei diesem Modell wird beim Ziehen des Kupplungshebels der Seitenständer eingeklappt.

Und jetzt ist auch die rechte Seite fertig.
Helm aufsetzen und Probefahrt machen. Natürlich erstmal nicht auf öffentlichen Straßen – siehe oben (Einbecker Bier).
Benötigte Teile:

• Riemenrad

• Pulley

• Riemen

• Stopfen

• Motor-Seitendeckel links und rechts

• Schwinge

• Kurze Kupplungsstange

• Kugellager

• Deckel für Kupplungskorb

• Kupplungszug

1 Kiste Einbecker Ur-Bock

Wer bereits die Kupplungsbetätigung recht hat, braucht nur Riemenrad, Pulley, Riemen und Schwinge.

Ich habe alle Teile gebraucht gekauft und insgesamt etwa 260 EUR (incl. Bier) dafür ausgegeben. Dafür muss ich in Zukunft weniger putzen und spare das Geld für neue Ketten und Kettenpflegemittel. Die übrig gebliebenen Seitendeckel, Kettenschutz, Schwinge und Kupplungszug habe ich über eBay versteigert.

Ich habe die kompletten Umbauarbeiten alleine gemacht. Die Netto-Arbeitszeit beträgt beträgt wahrscheinlich nicht mehr als vier Stunden. Aber durch die Putzerei und weil einem bei der Gelegenheit vieles auffällt, was man mal eben machen könnte, und weil die eine oder andere Flascha Bier dran glauben musste und gelegentlich interessierte Nachbarn, Freunde und Familienangehörige nach dem Stand der Dinge fragten (was natürlich oft bei einem gemeinsamen Bier besprochen wurde), ist ein ganzes Wochenende draus geworden.

Zum TÜV muss man danach laut Auskunft meines persönlichen TÜV-Betreuers nicht!

Noch Fragen? Dann schreib eine Mail.